Mythen und Märchen

„Rotkäppchen-Statue“ (Foto: pixabay)

Leben Wölfe und Wildkatzen nicht in Wäldern? Sind Wildkatzen verwilderte Hauskatzen und wie war das mit dem Alpha-Wolf und Rotkäppchen? Jede Menge Märchen und Mythen ranken sich um diese Tiere. Legt man sich aber einmal auf die Lauer oder stattet einige Tiere mit einem GPS- oder Radiosender aus und erhält auf diese Weise Einblicke in ihr natürliches Verhalten, so erkennt man bald, dass an den Schauergeschichten wenig dran ist. Als Waldtiere wurden vor allem Wildkatze, Wolf und Luchs lange deklariert, weil sie in versteckten, eher unwegsamen Gebieten ihre oft letzten Rückzugsorte vor uns fanden. Was sie wirklich brauchen, ist ein Bau für die Jungen, genug Nahrung und Wasser in der Nähe. Diese Voraussetzungen bieten auch dicht besiedelte Kulturlandschaften wie unsere. Luchse allerdings nutzen gerne Wälder, da sie als „Überraschungsjäger“ im Gehölz besser Jagd machen können. Wölfe können überall zurechtkommen. Der beste Schutz von Landwirten für ihre Nutztiere sind daher Anti-Wolfszäune und vor allem ausgebildete Herdenschutzhunde. Ihr Rudel besteht aus einer Familie, nicht aus Alpha, Beta-, Gamma-Tieren. Diese Einordnung kam von Beobachtungen aus zusammengewürfelten Gehege-Wölfen. Fressen tun sie in unseren Breiten am liebsten Rehe und Wildschweine. Menschen gehören nicht in ihr Beuteschema. Da es sich aber um sehr schlaue, starke und große Raubtiere handelt, ist jederzeit Abstand und Vorsicht geboten. Füttern oder unnötiges Anlocken sind ebenso unförderlich für eine friedliche Koexistenz, wie sie einfach zu erschießen (was auch nur in geprüften Fällen überhaupt erlaubt ist, da sie unter Schutz stehen).

Das Beste wäre, sie zu kennen, Respekt und Abstand zu wahren und ihnen immer wieder klar zu machen, dass sie Menschen und deren Wohnbereiche zu meiden haben. Begegnen werden ihnen so und so kaum Menschen. Selbst Forscher müssen tagelang im Revier eines Rudels ansitzen und lauern, bis sie einmal einen freien Wolf zu Gesicht bekommen. Sollte es doch dazu kommen, wenn man zum Beispiel mit seinem Hund unterwegs ist, soll man stehen bleiben, sich großmachen und laut rufen. Dann verschwinden sie wieder so schnell, wie sie aufgetaucht sind. Angst ist also unbegründet, Vorsicht ist die bessere Wahl.

Noch zu ein paar Mythen über Wildkatzen: sie sind keine verwilderten Hauskatzen, sondern eine wilde, eigene Tierart, die es schon seit vielen tausend Jahren in Europa, auf dem Balkan und Vorderasien gibt. Unsere Hauskatzen stammen dagegen von der ägyptischen Falbkatze ab. Kreuzen können sich Hauskatzen und europäische Wildkatzen aber trotzdem. Ebenso wie Hunde und Wölfe. Das ist aber nicht nur im Sinne des Artenschutzes ein Problem und unbedingt zu vermeiden, sondern kann auch für uns Menschen unschöne Folgen haben. Denn gerade die Mischlinge aus wilden und zahmen Tieren, sogenannte „Hybriden“ haben oft die unangenehme Eigenschaft wild, sprich wehrhaft und trotzdem weniger scheu zu sein. Das ist eine gefährliche Mischung. Viel eher kommt es zu Zwischenfällen mit Hybriden als mit wilden Tieren. Daher werden Hybriden schnellstmöglich eingefangen und müssen in Gefangenschaft leben.