
„Deutsche Wildnis“ in dem Sinne gibt es eigentlich nicht. Denn wilde Tiere kennen weder Orts- oder Landesgrenzen. Sie kennen auch keine Gesetze, sondern sind von ihren Instinkten und Jahreszeiten gesteuert. Über die letzten 150 Jahre haben wir alle großen Raubtiere in Deutschland durch Bejagung und Verdrängung ausgerottet. Seit der Wolf zurück ist, ploppen immer wieder Slogans wie „Haben wir überhaupt Platz für Wölfe“. Natürlich. Wissenschaftlich gesehen ja. Es ist sogar so, dass zumindest Wölfe und Wildkatzen wunderbar in unserer Nähe und auch abseits von Wäldern auskommen – wenn wir das zulassen. Am Ende ist alles eine Frage der Akzeptanz. Wollen wir Wildtiere? Welche? Denn vor allem mit Raubtieren wie den Wölfen tun wir uns schwer. In Afrika leben die Menschen auch mit Löwen und Leoparden zusammen. Doch bequemer ist es ohne. Das steht fest. Dabei vergessen wir nur, dass wir auf einem Planeten leben mit übergreifendem Klima und übergreifenden Ökosystemen. Das heißt, alles hängt zusammen. Wölfe zum Beispiel nutzen auch „Wolfgegnern“ etwas. Das Förstersprichwort „Wo der Wolf ist, wächst der Wald“ fasst kurz zusammen, dass Wölfe für ein Gleichgewicht des Wildes sorgen (also Reh-, Rot- und Schwarzwild dezimieren; für eine gesunde Population sorgen) und darum Wälder gesünder und vielfältiger wachsen. Und auch die Wildkatze hat als Jägerin von Kleinsäugern und anderen Kleintieren ihre entscheidende Rolle im Gesamtkonzept der Natur. Sie alle sind Bausteine von Ökosystemen, die wiederum unsere Lebensgrundlage darstellen. Außerdem sind sie wie ich finde, zudem schon alleine durch die Parallelen zu unseren Lieblingshaustieren einfach super spannende Tiere.
Meine Meinung ist, sie alle gehören dazu. Natürlich muss ihr Schutz in unsere Welt passen. Aber wir sollten auch öfter überlegen, ob wir ihnen nicht (wieder) mehr Platz lassen oder machen sollten. Für sie und dadurch auch für unsere Lebensgrundlage und vor allem die unserer Kinder.